Jahresauftakt in der Logistik 2025
Jahresauftakt der Logistik in NRW - Industrie- und Logistikperspektiven 2025
Frank Oelschläger, Vorsitzender des Steuerungsgremiums Kompetenznetz Logistik.NRW und Geschäftsführender Gesellschafter der GILOG Ges. für innovative Logistik mbH begrüßte rund 150 Entscheiderinnen und Entscheider aus der Logistik zum 17. Jahresauftakt in den Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen. In seinem Eingangsstatement betonte er, dass die Transformation hin zu alternativen Antrieben für die von Struktureffekten gebeutelten Logistik nur gelingen könne, wenn die Politik ein starkes Maßnahmenbündel beschließe, wozu insbesondere auch eine stärkere Förderung und die flächendeckende Ermöglichung der Lkw-Ladeinfrastruktur gehöre.
Erster Höhepunkt der Veranstaltung war die Preisverleihung des Ideenwettbewerbs LogistiKids, bei dem Kinder logistische Prozesse spielerisch erklären. Peter Abelmann, Manager des Kompetenznetzes Logistik.NRW und Geschäftsführer des LOG-IT Clubs, führte in das Motto des Wettbewerbs 2024 ein: „Wie kommt der Apfelsaft auf unseren Tisch“ für die Kindergärten sowie „Wie kommen die Windräder eigentlich in die Landschaft“ für die Grundschulen. Aus den zahlreichen gebastelten, videografierten und gesungenen Beiträgen fiel es der Jury schwer, einen Gewinner zu ermitteln. Letztendlich gewannen bei den Kindergärten das „Städtische Familienzentrum West“ aus Ratingen (1. Platz) vor der „Ev. Emmaus-Kindertageseinrichtung“ aus Bochum (2. Platz) und der „DRK Kindertagesstätte Buesweg“ aus Coesfeld (3. Platz). Den 4. Platz errang die „AWO-Kita Am Königsteich I“ aus Westerkappeln. Bei den Grundsachulen gewannen die „Bachschule“ aus Detmold (1. Platz) vor der „OGS Karl- Karl-Ernst-Osthaus Grundschule“ aus Hagen (2. Platz) und der „Katholischen Grundschule Goethe“ ebenfalls aus Hagen (3. Platz). Den 4. Platz erhielt die „OGS Jakobus Neukirchen“ aus Grevenbroich. „Wir hatten im letzten Jahr so viele Teilnehmer wie noch nie und diese kamen auch noch aus dem gesamten Land NRW. Es ist toll, dass die Idee, die wir vor vielen Jahren gemeinsam in die Welt gesetzt haben – mittlerweile so groß geworden ist,“ freute sich Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Essen, Mitglied im Kompetenznetz Logistik.NRW und Gastgeberin des diesjährigen Jahresauftaktes.
Die Preise wurden sympathisch und mit großer Anerkennung überreicht durch die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Mona Neubaur. Sie lobte den Wettbewerb besonders dafür, die Logistik für Kinder alltagsrelevant zu machen. An die Unternehmerinnen und Unternehmer wandte sie sich mit einem klaren Bekenntnis zur Logistik, die eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur und auch Unterstützung bei der energetischen Antriebswende benötige. Förderung solle aber nicht eine dauerhafte Subvention darstellen, sondern vielmehr helfen, dass „Unternehmerinnen und Unternehmer neue Technologien ausprobieren, um Probleme der Zukunft mit Antworten der Zukunft lösen zu können.“ Um eine funktionierende Wirtschaft in NRW zu gewährleisten, brauche das Land auch eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur, worüber Wirtschaftsgüter auch befördert werden können. „Wir sind ein starker Standort im Herzen Europas und damit das so bleibt, hören wir auf die Anregungen aus der Praxis“, betonte die Ministerin. So werde beispielsweise die Schwierigkeit, Mega-Charger auf Firmengelände zu bekommen, aufgegriffen und bei großen Hubs Lademöglichkeiten gefördert, die von der Logistik genutzt werden könnten. Dies sei Teil der Strategie, Flächen intelligent zu entwickeln. Hierbei sei auch eine Mehrfachnutzung erforderlich, die beispielsweise ein Wohnen in Gewerbegebieten erlaube. Generell sei auch im künftigen Landesentwicklungsplan zu berücksichtigen, dass die Logistik Fläche benötige. Hier wies sie allerdings auch auf die große Flächenkonkurrenz verschiedener Nutzungen hin.
Prof. Dr. Alice Kirchheim, Leiterin Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, gab Einblicke in die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz, die seit den 1950er Jahren nach wie vor auf Mathematik beruhe. Moderne Prozessoren und Speichermedien würden es lediglich ermöglichen, die jährlich weltweit anfallenden Zetabytes (eine 1 mit 27 Nullen Bytes) an Daten kalkulatorisch zu bearbeiten. Dabei betonte sie, dass das Fraunhofer IML Partner gerade für den Mittelstand sei, um fehlendes Know-how beim Einsatz von KI in der Praxis zu überbrücken. Mittlerweile seien Optimierungen anhand Digitaler Zwillinge alltagstauglich geworden und auch physikalische Lösungen – wie der platzsparende und schnelle Evobot – in der Praxis angekommen. Als echte Neuigkeit konnte sie verkünden, dass im Jahr 2025 eine KI speziell für die Logistik entwickelt werde, die im Anschluss als open source zur Verfügung stehen werde. Zur Entwicklung dieses neuronalen Netzes werden derzeit noch Partner gesucht.
Peter Abelmann, Manager des Kompetenznetzes Logistik.NRW, stellte Prognosen und Trends aus dem NRW.Logistikindex vor. In der aktuellen Auswirkung sei der Geschäftsklimaindex für NRW im Dezember 2024 deutlich gesunken. Dabei gingen 86% der Befragten von einer Stagnation auf niedrigem Niveau für das Jahr 2025 aus, die Mehrheit nahm dabei einen Anstieg der Kosten an. Stagnation wurde auch bei der Beschäftigungsentwicklung antizipiert.
Ralf Düster, Vorstand Setlog AG, Horst Kottmeyer, Geschäftsführender Gesellschafter Kottmeyer GmbH & Co. KG, Frank Oelschläger, Geschäftsführender Gesellschafter GILOG Ges. für innovative Logistik mbH diskutierten unter Moderation von Dr. Christoph Kösters, Manager des Kompetenznetzes Logistik.NRW und Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik NRW e. V. aktuelle Themen und wagten einen Ausblick auf das Logistikjahr 2025.
Frank Oelschläger machte deutlich, dass Unternehmerinnen und Unternehmer nicht von Fördertöpfen abhängig sein wollen, dies jedoch zur Bewältigung der Transformation unumgänglich sei. Eine große Herausforderung bis ins Jahr 2026 sei die zu erwartende Kostensteigerung bei gleichzeitig nicht in gleichem Maße steigenden Preisen. Dies werde zu Konsolidierungen im Markt führen. Gerade in der Produktion müssten für Deutschland Anreize zu setzen, um den Fachkräftemangel zu überwinden. Hierbei würden auch Menschen eine Rolle spielen, die über die Rentenregelaltersgrenze hinaus arbeiten wollten.
Dem stimmte Horst Kottmeyer zu und beobachtete dies bereits jetzt in der Praxis. Er lobte die guten Ansätze aus der Rede der Ministerin, hier erwarte er jetzt auch eine Umsetzung in der Praxis. Elektro-Lkw würden derzeit noch nicht in dem Ausmaß produziert, dass dies für Wirtschaft und Klima relevant sei.
Anreize zu schaffen sei eine Aufgabe der Politik, betonte Ralf Düster und betonte, dass dies nur in Zusammenarbeit mit Industrie und Logistik geschehen könne. Dabei dürfe nicht nur gemeckert, sondern insbesondere konstruktiv mitgearbeitet werden. Insbesondere der Regierungswechsel in den USA würde sich im laufenden Jahr in Form von Zöllen und Handelsrestriktionen bemerkbar machen. Hier sei es wichtig, sich gemeinschaftlich als EU handelnd gegen Restriktionen zu stellen und gleichzeitig mit den Partnern in den USA neue Lösungen zu entwickeln. Dabei sei es erforderlich, dass auch Arbeitsanreize gesetzt werden, damit es für beispielsweise Kommissionier-Personal gute Gründe gebe, morgens um sechs zur Schicht zu erscheinen, statt Bürgergeld zu kassieren; dabei spiele insbesondere auch Freude an der Tätigkeit eine entscheidende Rolle.
Einigkeit bestand darin, dass KI und Digitalisierung bei der Bewältigung künftiger Aufgaben, dennoch gut ausgebildete Menschen die wichtigste Rolle spielen würden.
Horst Kottmeyer forderte von der künftigen Bundesregierung, dass die energetische Transformation in der Logistik mit Bedacht angegangen werde. So sei es nicht einsehbar, dass Mittel aus der Maut in Schieneninfrastruktur fließen würde, und nicht in die Transformation, z.B. in die Ladeinfrastruktur in den Logistikbetrieben. Überbordende Bürokratie würde insbesondere dadurch die Logistik belasten, dass Regulierungen wie Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und Energieeffizienzgesetz nicht auf die Branche zugeschnitten seien. Beispielsweise seien die Anforderungen des Energieeffizienzgesetzes durch die Logistik kaum zu bewerkstelligen, da in der Vergangenheit bereits auf aktuellen Stand der Technik maximale Einsparpotenziale erschlossen wurden und dadurch weitere Einsparungen nicht mehr im gesetzlich geforderten Umfang möglich seien.
Die schon im letzten Jahr festzustellenden Konsolidierungstendenzen in der Branche dürften nach Einschätzung der Podiumsteilnehmer auch in 2025 anhalten. Horst Kottmeyer konstatierte einen abnehmenden Willen im Mittelstand, das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben. Vielmehr würden alteingesessene Betriebe vor dem unfairen Wettbewerbsdruck durch Fahrpersonal aus Niedriglohnländern resignieren.
Ralf Düster bescheinigte Bahn und Binnenschiff ein gutes Potenzial, um bei der Güterbeförderung weiter eine starke Rolle zu spielen. Um das zu gewährleisten, seien insbesondere die Schnittstellen zu stärken. Horst Kottmeyer machte deutlich, dass die Verkehrsträger letztlich keine Konkurrenten seien sondern sich in unterschiedlichen Segmenten ergänzten. Frank Oelschläger betonte, dass gerade die Bahn erhebliche Effizienzen gewinnen könne, wenn sie etwa ihre infrastrukturelle und betriebliche Dualität aus Personen- und Güterverkehr aufspalten und beispielsweise dem Güterverkehr zu verschiedenen Zeiten, etwa in der Nacht, priorisieren würde.