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Jahresauftakt der NRW-Logistik beim Kompetenznetz Logistik.NRW

NRW-Vize-Ministerpräsidentin Mona Neubaur betont den Willen der Landesregierung NRW zur Beschleunigung von Genehmigungen insbesondere im Schwerlastbereich und bekennt sich zur energetischen Transformation von Logistik und Wirtschaft. Gleichzeitig betont sie die Förderung des Wasserstoffeinsatzes im schweren Nutzfahrzeugbereich und somit auch die NRW-initiative „HyTruck“ für den schweren Straßengüterverkehr mit Beteiligung der NRW-Verkehrs- und Logistikwirtschaft.

 

Das Kompetenznetz Logistik.NRW, getragen vom LOG-IT Club e.V. und dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW e.V. (NRW), begrüßte am 19. Januar in den Räumen der IHK Nord Westfalen zu Münster zum traditionellen Jahresauftakt die Vize-Ministerpräsidentin und Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Mona Neubaur und ca. 120 Gäste aus der NRW-Logistikwelt. Mona Neubaur nahm zugleich die Ehrung der Sieger (Kindergärten und Kitas) des vom Kompetenznetz zusammen mit den NRW-Industrie- und Handelskammern ausgerichteten Ideenwettbewerbs „LogistiKids 2023“ vor.

Frank Oelschläger, Präsident des Log-IT-Club und Geschäftsführender Gesellschafter GILOG Ges. für innovative Logistik mbH, adressierte an die stv. Ministerpräsidentin in aller Deutlichkeit die kritischen Themen für die Logistikbranche und den Logistikstandort NRW: Die im Zuge der Energiewende und der Klimapolitik von der „Ampel“ derzeit umgesetzte Politik, die enorme Kostenbelastung nicht zuletzt durch die massive Mauterhöhung und die Doppelbelastung bei der nationalen CO2-Steuer – in Summe plus 8,4 Mrd. € pro Jahr -, die Bürokratie und die gesetzlichen Belastungen sowie die marode Infrastruktur auf allen Verkehrswegen und die Folgen für die Transportketten. Gleichzeitig kommt der Ausbau an erneuerbarer Energie und der Stromnetze nicht so voran wie es sein könnte, man laufe dem Bedarf hinterher. Anstatt in den massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur zu investieren oder die Anschaffung von alternativ angetriebenen und klimaschonenden Fahrzeugen zu fördern, werde die durch die gestrigen Haushaltsbeschlüsse Mittelabsenkung im KSNi Förderprogramm ab 2024 auf nahe Null gebracht. Frank Ooelschläger wie auch Felix Fiege, Vorstandsvorsitzender der FIEGE Logistik Holding Stiftung & Co. KG, betonten die Notwendigkeit der gerade an wichtigen zentralen lagen fehlenden verfügbaren Flächen für logistische Nutzungen und für die energetische Transformation.

„Der schlechte Zustand der Verkehrsinfrastruktur, die Kostensteigerungen durch die Mauterhöhung, die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs sowie der Fahrermangel belasten die Verkehrswirtschaft“, verdeutlichte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel die aktuellen Herausforderungen der Logistikbranche in NRW und forderte: „Politik und Verwaltung müssen daher Rahmenbedingungen schaffen, damit NRW seine Position als Logistikland Nr. 1 in Deutschland behaupten kann und die Branche mehr investiert.“

Mona Neubaur, stv. Ministerpräsidentin und Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte in ihrem Vortrag zum „Logistikstandort Nordrhein-Westfalen im Jahr 2024“ den Willen der Landesregierung NRW zur Beschleunigung von Genehmigungen insbesondere im Schwerlastbereich und zur energetischen Transformation von Logistik und Wirtschaft. Gleichzeitig bekannte sie sich zur Förderung des Wasserstoffeinsatzes im schweren Nutzfahrzeugbereich und somit auch zur NRW-initiative HyTruck für den schweren Straßengüterverkehr mit Beteiligung der NRW-Verkehrs- und Logistikwirtschaft. In Bezug auf die Planungs- und Genehmigungsverfahren hatte Mona Neubaur gerade die notwendige Beschleunigung des Windkraftausbaus vor Augen und damit den Schwerlastbereich. Hier sprach sie von einem „Planungs- und Genehmigungspakt“ Bund und Länder“ als Initiative. Mona Neubaur räumte ein, dass zur Transformation „riesige“ Investitionen der Branche erforderlich seien und jüngste politische Entscheidungen wie der CO2-Mautaufschlag und die Erhöhung der nationalen CO2-Steuer dies nicht leichter machen würden. Die Vize-Ministerpräsidentin bestätigte den von Frank Oelschläger und Felix Fiege angemahnten Bedarf an Flächen, wegen seiner großen Bevölkerung und Siedlungsdichte seien hier aber gerade in NRW die Potentiale eingeschränkt.

Felix Fiege, Vorstandsvorsitzender der FIEGE Logistik Holding Stiftung & Co. KG, sah in seinem Hauptvortrag zu den „Perspektiven der Logistik in bewegten Zeiten“ eine strake Beeinträchtigung von Logistik und Wirtschaft durch mehrere exogene Faktoren und „unforced errors“, also insbesondere nationale Entscheidungen. Zu Letzteren zählt Felix Fiege Bürokratie und Regulierungen in Deutschland, insbesondere die um CO2-Zuschläge erhöhte Lkw-Maut und die nationale CO2-Steuer, und den praktischen Wegfall der Förderung des Einsatzes alternativer Energien im Transport. Hierzu gehörte für Felix Fiege auch der Investitionsstau und die maroden Infrastrukturen. Zusammen mit den exogenen Faktoren „Störung globaler Lieferketten“, „schlechte Konjunktur und Konsum und Zinssteigerungen“ sowie „Inflation und Kostensteigerungen“, nicht zuletzt bei Energie, belaste dies die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Logistik- und Wirtschaftsstandortes erheblich. Als Unternehmen gelte es aber, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern trotz aller Widrigkeiten auch die Perspektiven der aktuellen bewegten Zeiten zu sehen und zu nutzen. Hierzu zählt Felix Fiege in der Logistik für sein Unternehmen die Handlungsfelder „Nachhaltigkeit“, Automatisierung und Robotik“, „Digitalisierung, Daten und Künstliche Intelligenz“ sowie „Innovation“. So sei in den letzten vier Jahren etwa bei dem Einsatz von Robotik der Knoten geplatzt und wesentliche Fortschritte erzielt worden. Allein bei FIEGE würden in den Jahren 2023 und 2024 in 12 Automatisierungsprojekten mehr als 100 Mio. € investiert und würde man sich auch bezüglich des Themas Innovaton derzeit bei mehr als 20 Start-up-Unternehmen beteiligen.

Peter Abelmann, Geschäftsführer des Trägervereins des Kompetenznetzes Logistik.NRW, des Log-IT Club e.V., stellte Prognosen und Trends der Transport- und Logistikmärkte aus dem aktuellen NRW.LOGISTIKINDEX vor. Im Dezember 2023 ging das Logistikklima in NRW und dem Bund wieder leicht zurück. Bemerkenswert sei aber, dass die Stimmung im Jahr 2022 noch schlechter war als zu Ende des Jahres 2023. Die hohe Unsicherheit im Bereich der Energieversorgung im Winter 2022/23 war wohl die hauptsächliche Ursache dafür. Jedenfalls sind jetzt die Erwartungen für 2024 auch nicht rosig. 45% der Befragten aus NRW erwarten eine Verschlechterung, 38% eine gleichbleibende wirtschaftliche Lage in 2024 gegenüber zuletzt in 2023. 62% rechnen mit steigenden, 38% mit gleichbleibenden Kosten. 56% der Befragten in NRW erwarten eine zurückgehende, 35% eine gleichbleibende Beschäftigung in 2024.

Zu den Perspektiven 2024 befragt vom Moderator Dr. Christoph Kösters, Manager Kompetenznetz Logistik NRW und Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik NRW e.V. (VVWL), waren sich die drei Praktiker Felix Fiege, Frank Oelschläger und Norbert Redemann, Geschäftsführer der Norbert Redemann Spedition KG, und erster stv. Vorsitzender des VVWL NRW e.V. (VVWL), einig: Das Jahr 2024 wird in den teilmärkten der Logistik wie insgesamt in der deutschen Wirtschaft noch recht verhalten werden. Dies obwohl gemäß „Gleitender Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr von Intraplan-Consult im Auftrag des Bundesverkehrsministerium 2024 mit einem Zuwachs der Gesamtverkehrsleistung aller Güterverkehrsträger von + 2,1% gerechnet wird.

Norbert Redemann schilderte, dass die Umsetzung des CO2-Aufschlages in Höhe von durchschnittlich 83% auf die Lkw-Maut zum 01.12.2023 schon eine massive Herausforderung für ihn als Unternehmer gewesen sei, gerade angesichts der schwachen Konjunktur. Wie auch die beiden anderen Unternehmerkollegen äußerte Norbert Redemann noch einmal sein Unverständnis über die gleichzeitige Doppelbelastung auch noch mit der Erhöhung der nationalen CO2-Steuer und der parallelen Absenkung der Fördermittel auf nahe Null in 2024 und den folgenden Jahren. Damit würden die Transformationsziele nachhaltig gefährdet und gerade dem Mittelstand die Transformation im Transport angesichts der massiven Mehrkosten alternativer Antriebe und der fehlenden Versorgungs-Infrastruktur bis auf weiteres nahezu unmöglich gemacht, waren sich die Podiumsteilnehmer durchaus einig. Kritisch äußerten sich Frank Oelschläger und Norbert Redmann auch zur aktuellen schlechten Performance der DB. Dies sowie der Zustand der Schienen-Infrastruktur und praktisch fehlende Transportkapazitäten stünden aktuell und vielleicht auch noch einige Zeit dem Wunsch der Erreichung von 25% Güterverkehrsleistungsanteil gegenüber aktuell ca. 18% entgegen.

23.01.2024

Dr. Christoph Kösters
Manager Kompetenznetz Logistik.NRW