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ENDLICH! - Ein Kommentar zur Freigabe der A1-Rheinquerung bei Leverkusen

Die Logistik in NRW ist erleichtert über die heutige Freigabe des ersten Brückenbauteils der neuen Rheinquerung bei Leverkusen für den Verkehr – inklusive des Lkw-Verkehrs. Der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW e. V. (VVWL) dankt der Autobahn GmbH für die Wiederherstellung dieser logistischen Lebensader und fordert von der Politik einen fortgesetzten Fokus auf Planungsbeschleunigung und Infrastrukturfinanzierung.

Immenser Schaden für Umwelt und Wirtschaft
Seit 2015 war die rechtsrheinische Chemieindustrie vom Niehler Hafen so weit entfernt wie von Krefeld-Uerdingen, denn statt „mal eben über den Rhein“ zu fahren, lief der schwere Verkehr über die Rhodenkirchener Brücke im Kölner Süden oder über die Fleher Brücke bei Düsseldorf. Rund 14.000 Lkw waren durch die Sperrung auf Umwegen unterwegs: im Fern- und Transitverkehr kamen rund 10 Kilometer hinzu, im Nahverkehr verlängerte sich eine Tour um 65 Kilometer – im Schnitt waren es 30 Kilometer je Fahrt. Die Folgen für die Umwelt werden schon am zusätzlich ausgestoßenen Kohlendioxid deutlich: Konservativ gerechnet (25 Liter Diesel pro 100 Kilometer, 1 Liter Diesel erzeugt bei der Verbrennung ca. 2,65 kg CO2) wurden so über 100.000 Tonnen Treibhausgase Jahr für Jahr zusätzlich ausgestoßen – den Mehrverbrauch durch die Staulagen auf den stärker belasteten Ausweichrouten nicht mitgerechnet. Fast schon zynisch mutete es vielen Logistikern an, für diese Umwege auch noch zusätzliche Maut zu bezahlen. Je nach Einsatzart waren die Transportunternehmen bei einem Fuhrpark von 20 Fahrzeugen mit Mehrkosten von bis zu 12.000 Euro pro Monat konfrontiert, oftmals konnte aufgrund von Fahrpersonalmangel der Effizienzverlust nicht ausgeglichen werden.

Schnell – wenn man Chinastahl und Kühlschränke herausrechnet
Trotz langer Planungs- und Bauzeit gibt es von der Logistik Anerkennung für die Geschwindigkeit des Neubaus auf dem schwierigen Untergrund der Dhünnaue: Hatte anfangs die Kampfmittelsondierung durch Niedrigwasser und über 600 Falschmeldungen (Kühlschränke, Fahrräder und Mofas waren im Laufe der Jahrzehnte über die Brückengeländer entsorgt worden und wurden vom Kampfmittelräumdienst als mögliche Fliegerbomben geortet) mehr Zeit als geplant vereinnahmt, führte das Debakel rund um die in China fehlgefertigten Bauteile den Zeitplan letztendlich vollständig ad absurdum. Dennoch hat der Ausfall der Leverkusener Rheinbrücke die Bauzeiten für wichtige Großprojekte erheblich beschleunigt: Auf Forderung des VVWL wurde beim Neubau der Leverkusener Brücke erstmalig im Westen das ursprünglich für den „Aufbau Ost“ konzipierte Recht angewandt, dass eine Klage gegen dieses Bauvorhaben direkt und abschließend vor dem Bundesverwaltungsgericht entschieden wird und keine aufschiebende Wirkung entfaltet. Experten gehen alleine wegen des so vermiedenen Zuges durch alle Rechtsinstanzen von einer Planungszeitverkürzung von über einem Jahr aus. Dieses Verfahren wurde mittlerweile auf zahlreiche Großbrücken angewandt sowie das Planungs- und Haushaltsrecht erheblich gestrafft.

Mahnmal
A42, A43, A45 – die Liste der ausfallenden Straßeninfrastruktur ist lang. Seit dem Ausfall der Leverkusener Brücke sehen Verkehrs- und Haushaltspolitik die Unterfinanzierung des Verkehrshaushaltes zum Glück nicht mehr als Problem kommender Legislaturperioden an. Dennoch darf die Notwendigkeit von Ausbau und Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur – und damit meint der VVWL ausdrücklich alle Verkehrsträger – nicht aus dem Fokus geraten. Güter, die hergestellt werden, werden in aller Regel auch transportiert. Gelingt uns das nicht störungsfrei, leidet darunter die Volkswirtschaft und die Umwelt gleichermaßen.

Feiertag
Dieser Sonntag ist nicht nur für die Logistik ein Grund zur Freude: Der Verkehr wird sich in Folge der Verkehrsfreigabe zeitnah von Düsseldorf bis Bonn entspannen. Das ist gut für Menschen und Umwelt, das ist gut für die Wirtschaft. Wir danken den Planerinnen und Planern und natürlich den Arbeiterinnen und Arbeitern, dass wir an dieser Stelle wieder „freie Fahrt“ haben.